Winterzeit ist traditionellerweise auch die Zeit zum Basteln – auch an arbeitsfreien Tagen kommt man von Outdoor-Aktivitäten früher nach Hause, und kann dann den Abend in seinem Shack bzw. am Basteltisch verbringen.
Und das zentralste Werkzeug in unserem Metier ist natürlich der Lötkolben. Nur allzu gut kann ich mich da an meine ersten Gehversuche erinnern, wo ich immer mit der einen oder anderen Brandblase zu kämpfen hatte, und noch mehr mit der Tatsache, das die Spitze des Kolbens aufgrund der langen Betriebszeiten bei hoher Temperatur immer oxidierte und verzunderte. Heutzutage hat man da natürlich besseres Equipment, mit geregelter Temperatur. Aber so eine halbwegs brauchbare Lötstation kann auch schnell ins Geld gehen…
Für alle, die ihr altes Löteisen schon längste einmal auf den Schrottplatz bringen wollten und durch Moderneres ersetzen, habe ich hier einen kleinen Tipp:
Sucht doch einmal am Internet nach “TS 100” – bei diversen Einkaufsportalen in Fernost werdet ihr fündig werden. Es handelt sich um einen sehr kleinen und handlichen Lötkolben, der sich aber in Bezug auf sein Können nicht verstecken muss. Betrieben wird er mit einer Gleichspannung, die zwischen 12 und 24 V liegen muss – ausgediente Laptopnetzteile eignen sich hervorragend, aber auch die Versorgung über die Autobatterie oder ein 12V Netzteil (4 A sollte es aber schon problemlos liefern können) ist natürlich möglich. Der einzige Nachteil bei niedrigerer Spannung: es dauert um ein paar Sekunden länger, bis der Lötkolben auf Betriebstemperatur ist.
Im Handgriff versteckt ist eine sehr leistungsfähige Elektronik, die nicht nur die Solltemperatur regelt (die übrigens über ein kleines OLED Display im Handgriff angezeigt wird), sondern auch merkt, wenn der Kolben abgelegt wird, und dann die Temperatur herunterfährt (und nach längerem Ruhezustand völlig ausschaltet). Nimmt man den Lötkolben dann auf, wird blitzschnell (in wenigen Sekunden) wieder auf die Solltemperatur aufgeheizt. Die diversen Parameter (Ruhezeit bis zur Absenkung, Zeit bis zum Ausschalten, Ruhetemperatur, Vorgabewert der Zieltemperatur) können natürlich eingestellt werden: zu diesem Zweck hat der Lötkolben einen USB Anschluss, am PC zeigt sich der Kolben als USB-Laufwerk, und die Konfigurationsdatei – eine simple Textdatei – auf diesem Laufwerk kann mit jedem beliebigen Texteditor bearbeitet werden. Es versteht sich von selbst, dass man die Zieltemperatur im normalen Betrieb nach oben oder unten verstellen kann, je nach der zugrunde liegenden Lötaufgabe.
Ja, und die Software (unglaublich! Lötkolben mit Software!) is Open Source, für alle jene, die da noch was dran verbessern wollen (was ohnedies kaum denkbar erscheint).
Die wichtigsten technischen Daten:
- Leistung: 17W (bei 12 V) bis 65 W (bei 24 V)
- Aufheizzeit (von 30° auf 300°): bei 12 V 40 s, bei 24 V 11 s
- Temperaturregelbereich: 100 °C bis 400 °C
Für dieses kleine Wunderding zahlt man keine 50 €. Und ich kann berichten, dass seither meine größere Lötstation meistens kalt bleibt…. 😉
Toller Beitrag, danke dafür. Gibt es unterschiedliche Spitzen und wie haltbar sind sie?
Weiterhin vielö Erfolg und Freude beim ‘Basteln’
ja es gibt unterschiedliche Spitzen, sind nicht ganz billig, aber da ist die Heizung und der Temperatursensor direkt in der Spitze, daher nicht wundern über den Preis.
Über die Haltbarkeit kann ich noch nichts sagen.
Das nächste Projekt wird aber damit gemacht.
Frohe Weihnachten!
Hast Du mit dem Teil mal DPAK Gehäuse geötet oder SMD IC?
Bei mir kommen nur noch Lötstationen von JBC auf den Tisch. Wie auch schon im QRP Forum von vielen zu lesen ist, wer einmal mit einer JBC Station gelötet hat, der will nie wieder irgendwas anderes.
73, Tom
Der kleine Lötkolben ist ganz groß. Ich habe mir den damals gekauft, als er auf den Markt kam, und bin immer noch begeistert. Besonders auch für unterwegs sehr gut geeignet.
Was das immer mit den extrem teuren Profi Lötstationen soll, ist mir ein Rätsel. Klar kann man sich für 1000 Euro so ein Ding kaufen (was eigentlich dafür ausgelegt ist, täglich 8 Stunden und mehr im Dauereinsatz zu sein), aber besser löten als eine normale preiswertere Station tun die auch nicht.
Habe selber schon so ziemlich mit allem gearbeitet, was es gibt. Aber ich löten selbst mit einem 20 Euro Lötkolben besser, als die meisten mit den teuren Profi Stationen.
Aber das ist ja mit vielen Hobbys so, dass viele können mit teurem Werkzeug versuchen zu kompensieren.
Und viele wundern sich immer noch, wie ich selbst SMD mit billigstem Equipment löten kann.
Ich habe diesen Lötkolben (Set) schon einige Zeit im Einkaufswagen bei Aliexpress liegen. Bisher aber noch nicht herausgefunden ob das Gerät eine CE Kennzeichnung hat. Ohne diese ist der Zoll vor Ort unerbittlich und händigt es nicht aus. Vielleicht könnte ja mal einer von Euch für mich nachschauen.
73, Armin