Über Arduino und Raspberry Pi braucht man ja nicht mehr viel zu sagen, die sind praktisch ja schon (in diversen Versionen) zum Standard-Inventar für allerlei Bastelprojekte geworden, auch im Amateurfunk. Gerade in letzter Zeit gibt es aber eine Flut von Meldungen über neue Mikrocontroller Boards, die für das eine oder andere Projekt interessant sein könnten – zumal die Preise ständig im Sinkflug begriffen sind (alleine die Anzahl der Arduino-kompatiblen Boards ist überwältigend). Ich will hier nur kurz eine Übersicht über einige Boards geben, die mir in letzter Zeit untergekommen sind, und die ich sehr interessant finde:
freetronics Etherten
Wollte man einen Arduino per Ethernet an das LAN bzw. Internet hängen, war lange Zeit die einzige Lösung das Ethernetshield. Mit dem Etherten von freetronics gibts es nun ein100% kompatibles Board welches Ethernet schon drauf hat. Da sowohl der Prozessor als auch der Ethernet Chip dieselben sind wie bei Arduino Uno und dem Arduino Ethernetshield, kann man die original Ethernetlibrary verwenden – man spart allerdings Platz und, noch wichtiger, viel Geld – dieses Board kostet weniger als die Hälfte des Arduino Ethernetshields allein! Von derselben Firma gibt es auch die leistungsfähigeren Arduino-Varianten plus Ethernet – allerdings zu doch deutlich höherem Preis.
ESP8266
Dieses Board kommt in vielerlei Gestalt – man muss also dazu sehen, dass man einen Formfaktor bekommt, der zum Projekt passt. Es handelt sich dabei um einen kompletten WLAN Client Controller (der komplette IP Stack ist implementiert), der unter 10 Euros kostet! Die Kommunikation mit der Außenwelt erfolgt seriell, wobei AT Kommandos (wie bei Modems üblich) verwendet werden. Seit kurzem gibt es allerdings auch eine Ergänzung zur Arduino IDE, mit welcher der auf diesem Board enthaltene Prozessor selbst wie ein Arduino programmiert werden kann (das Board hat allerdings deutlich weniger Schnittstellen als ein Arduino, aber für einfache Projekte sollte es reichen).
Auch der ursprünglich gedachte Anwendungsfall ist interessant: eine drahtlose “Verlängerung” der seriellen Schnittstelle (die ja im Amateurfunkbereich zur Transceiversteuerung recht üblich ist) – damit kann man sein Funkgerät dann drahtlos über WLAN fernsteuern.
Particle Photon
Dies ist ebenfalls ein Arduino-kompatibles Board mit WLAN und Cloud Konnektivität. Während der Vorgänger (Spark bzw. Particle Core) von seiner Leistung her etwas schwach war, sollten diese Probleme beim Photon gelöst sein – dabei ist das neue Board billiger als das alte (mit welchem ich praktische Erfahrungen sammeln durfte – was nicht ganz ohne Frust abging. Mein Projekt war ein WiFi-Radio, doch die Leistung des Core ist da bestenfalls für eine Bitrate von 32kb ausreichend und damit letztlich ungeeignet – und ich rede da nur vom WLAN Durchsatz, die MP3 Dekodierung löse ich sowieso nicht mit dem “Arduino”, der da hoffnungslos überfordert wäre, sondern mit einem VS1053 Chip in Hardware. Meine Radio-Hoffnung ruht nun auf dem Photon! 🙂 )
Artik
Artik ist Samsungs Antwort auf Arduino und der Nachfrage nach dem “Internet of Things” – und das gleich in drei verschiedenen Größen – das kleinste Board ist nur 12 x 12 mm groß, verfügt aber bereits über Bluetooth Low Energy. Die größeren Boards (25 x 29 mm und 29 x 39 mm) verfügen über dazu noch über WiFi, viel Speicher und sind performant genug um damit Videos zu streamen. Das kleine Modul wird in den Samsung Smartwatches verwendet, die größeren kommen aus der Smartphone-Entwicklung. Alle Boards sind Arduino-kompatibel, können also mit der Arduino IDE programmiert werden.
Udoo
Manchmal reicht die Rechenleistung eines Arduino einfach nicht aus – Raspberry Pi bringt da wesentlich mehr Power, und dazu Multitasking mit einem “richtigen” Betriebssystem. Aber an die Vielzahl der I/O Ports eines Arduino kommt halt der Raspberry nicht heran. Das Kickstarter-Projekt Udoo (sprich “you do”) bietet da die Lösung: ein 2 bzw. 4 Kern Raspberry mit entsprechender CPU Power kombiniert mit einem Arduino Due, alles auf einem kleinen Board (110 x 85 mm). 1 GB RAM, Grafikprozessor, HDMI, Ethernet, WLAN und vieles andere sind auch schon an Bord, dazu die üblichen Arduino GPIOs – damit müsste sich so allerhand realisieren lassen!
cloudbit
Da muss ich zuerst was über “littlebits” sagen, dem System, zu dem cloudbits gehört. Es handelt sich dabei um ein Spiel-, Lern- und Entwicklungssystem für Elektronik, Robotik etc. – ideal für Jugendliche und Kinder ab 8 Jahren. Diverse Bauelemente sind auf “Puzzleteilen” drauf, die sich beinahe beliebig kombinieren lassen und “smarte” elektronische Schaltungen ergeben. Sozusagen ein elektronisches Lego (ja, es gibt auch Adapter für Legosteine dazu, damit kann man das Ganze z.B. mit Lego Robotics kombinieren)! Die Dinger sind nicht wirklich im extremen low-cost Bereich angesiedelt, aber die Idee ist genial!
cloudbit ist ein solches Puzzleteilchen, welches die Konnektivität zu WLAN und Internet herstellt. Eigentlich ist es ein vollständiger Linuxrechner mit WLAN. Über eine Cloud-Anbindung kann man einen Messwert remote abfragen, bzw. eine Spannung über die Cloud verändern, die dann von der littlebits-Schaltung ausgewertet werden kann. Im Grunde genommen sicher ein Spielzeug, aber eines, welches modernste Technik schon den Jüngeren nahebringen kann. Da das kleine Board auch über eine serielle Schnittstelle (für die Linux-Konsole) verfügt, kann man den kleinen Rechner auch außerhalb der littlebits Umgebung verwenden (ist mit etwa 60 US$ aber wohl nicht die preiswerteste Möglichkeit für einen kleinen Stand-alone-Rechner).
C.H.I.P.
Diese Liste wäre nicht vollständig ohne auch einen besonders billigen Winzling (60 x 40 mm) zu erwähnen (der ebenfalls via Kickstarter das Licht der Welt erblicken wird) – C.H.I.P. von Next Thing Co. ist ein 9 US$ Board, dabei aber ein kompletter Linux Rechner – damit macht er weniger den Arduinos als vielmehr Raspberry und Co. Konkurrenz. Der Prozessor läuft mit 1 GHZ, 512 MB RAM sowie WLAN und Bluetooth sind an Bord. Über Adapter (als Zubehör erhältlich) kann man VGA oder HDMI Bildschirme versorgen. Man kann mit einem anderen Zubehör, PocketC.H.I.P. genannt, auch einen kompletten portablen Rechner bauen: PocketC.H.I.P. umfasst ein Touchscreen, ein Keyboard sowie einen Akkupack, und – für unsereinen besonders interessant, herausgeführte universelle GPIO Ports. Das komplette Paket mit allem Zubehör wird allerdings erst in etwa einem Jahr lieferbar sein. Ein C.H.I.P. zusammen mit einem PocketC.H.I.P. und einem HDMI Adapter kostet derzeit via Kickstarter 64 US$.
Noch ein Linktipp zum Schluss: über einige von diesen und noch viele andere Neuerscheinungen auf diesem Markt philosophierte kürzlich Alasdair Allan im Makezine: The Latest in Microcontrollers: 11 Cutting-Edge Boards That Are Driving Diversity